Samstag, 13. März 2010

Social Networks

Killt das Handy die Kirche?

Warum Gemeinden so schwer wachsen


Richard Beck behauptet im Experimental-Theology-Blog, was wir im ersten Moment belächeln möchten. Im zweiten Moment aber elektrisiert sie, weil Beck sie einen Tick anders sieht und bestechend begründet.

Die Behauptung lautet: Facebook killt die Kirche. Wobei “Facebook” hier als Chiffre für alles steht, was mit moderner Kommunikation zu tun hat: Social Networks, E-Mail, aber auch – und das überrascht schon – das Handy.

Die früher oft gehörte Begründung zum negativen Einfluss des Internets (“Virtuelle Kontakte vereinsamen”) ist inzwischen reichlich widerlegt. Jeder, der soziale Netzwerke benutzt weiß: Wir verlieren nicht den Kontakt zu unseren “realen Freunden” und vereinsamen, sondern erleben im Gegenteil eine Intensivierung der bisher latenten oder längst vergangenen Kontakte, ohne dass aktuelle und tiefe Freundschaften leiden.

Aber Beck argumentiert genau damit. Er sagt:

Schon ein Großteil der Kirchgänger in der sogenannten Generation X (also die in den 60ern und 70ern Geborenen) fand ihre Gemeinde eng, richtend und nicht ausreichend relevant für ihr Leben. Wie wahrscheinlich auch viele Generationen junger Leute zuvor. Die Gemeinde hat sich in all diesen Jahren bis heute nicht groß geändert (allenfalls zum Besseren). Trotzdem scheint es heute schwerer denn je, Jugendliche und zunehmend auch Erwachsene für Gemeinde zu begeistern.

Als wir, die GenX, noch Teenager waren, hatten wir noch keine Handys und kein Internet. Und deshalb hatte die Gemeinde für unsere Generation unter anderem eine ganz bestimmte (lebens)wichtige Funktion: Schule, Sportvereine und eben Gemeinden waren die sozialen Treffpunkte, an denen wir unsere Freunde treffen, uns mit ihnen austauschen und uns zu Aktionen verabreden konnten. Genau wie für unsere Eltern und Urgroßeltern und viele Generationen vor ihnen. Gemeinde war – neben geistlicher Heimat und Ort des Glaubenswachstums – schlicht der Knotenpunkt unseres sozialen Netzes.

Die neuen technischen Möglichkeiten des Internets haben hier einen tiefen Einschnitt vorgenommen, der erst einmal weitgehend unbemerkt geblieben ist. Erst langsam kristallisiert sich die Tragweite dieser Verschiebung heraus.

Denn SMS und Facebook bieten uns plötzlich ebenfalls eine Möglichkeit, uns mit unseren Freunden zu vernetzen, uns mit ihnen auszutauschen und uns zu verabreden – ohne sonntags um 8 Uhr aufzustehen.


aus: jesus.de

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BORKEN, Nordrhein-Westfalen, Germany
Lehrer a.D. vielseitig interessiert, erkennt eine deutliche Zunahme negativer Entwicklungen in vielen Bereichen der Gesellschaft