Dass eine gute Bildung unter anderem darauf aufbaut, dass Wissensdurst stimuliert wird, Kinder Anregungen erhalten, Lesefreude gefördert wird, ist Eltern aus den oberen und mittleren Schichten durchaus bewusst, dagegen nur einer Minderheit der Eltern aus der Unterschicht.
80 Prozent der Eltern aus den oberen Sozialschichten möchten den Wissensdurst ihrer Kinder anregen, 42 Prozent der Eltern aus den unteren Sozialschichten wollen dies. 69 Prozent der Oberschichteltern ist es wichtig, die Lesefreude ihrer Kinder zu fördern, nur 26 Prozent der Unterschichteltern. Auch Weltläufigkeit und die stete Konfrontation mit neuen Eindrücken und Erfahrungen sind eng schichtgebundene Erziehungsziele.
Kinder aus der Ober- und Mittelschicht erfahren in ihrem Elternhaus eine wesentlich intensivere Förderung ihrer Interessen und Begabungen, als dies im Durchschnitt für Kinder aus den unteren Sozialschichten gilt. Dies ist einer der Gründe, warum über die frühkindliche Betreuung derart leidenschaftlich diskutiert wird.
Eine Gesellschaft, die quer durch alle Schichten Chancen sichern will, muss sich mit der Frage beschäftigen, wie Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern ergänzend zu den Bemühungen der Eltern gefördert werden können.
Der Statusfatalismus der unteren Schichten dämpft nicht nur das Zutrauen, die eigene Lage oder die der eigenen Kinder nachhaltig verbessern zu können, sondern prägt auch das Verhältnis zum Staat. Während besonders die Oberschicht, aber auch die Mehrheit der Mittelschicht die Bürger in der Verantwortung dafür sehen, wie sich das Land entwickelt, sind die unteren Sozialschichten mit großer Mehrheit überzeugt, dass die Bürger von dieser Verantwortung befreit sind, da sie ohnehin nichts ausrichten könnten; 57 Prozent der Unterschicht vertreten diese Position, nur 30 Prozent der oberen und 42 Prozent der mittleren Schichten.
Die Mehrheit der unteren 20 Prozent bekennt sich freimütig dazu, sich kaum mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zu beschäftigen, sondern ausschließlich mit dem eigenen Nahbereich.
Auch diese Haltung zieht sich bis in die Erziehungsziele hinein.
Nur 23 Prozent der Eltern aus der Unterschicht möchten ihre Kinder auch zu sozialem und gesellschaftlichem Engagement anregen, dagegen die große Mehrheit der Eltern aus den oberen Schichten.
Text aus FAZ
Prof.R. Köcher
Zozialer Aufstieg ist dauerhafte Schwerstarbeit!
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