Samstag, 19. Mai 2012

Papst versteht uns nicht

Christ & Welt: 
Frau Käßmann, der Papst hat eine Entweltlichung der Kirche gefordert. Er sieht die Protestanten als Protagonisten des Gegenteils, der Verweltlichung. Zu Recht? 
Margot Käßmann: Der Vorwurf trifft die Realität der evangelischen Kirche und ihr Kirchenverständnis nicht, er missversteht sie. Christinnen und Christen leben radikal in der Welt, weil Jesus sie genau dahin geschickt hat. Jesus sagt, dass ihm nah ist, wer Gefangene besucht, Obdachlosen Unterkunft gibt und Hungrige speist. Das führt uns in die Welt. Sich zurückzuziehen in kleine, abgeschottete Räume und da einen weltabgewandten Glauben zu praktizieren, sehe ich nicht als Aufgabe der Kirche. Glaubensstärkung für die Welt, darum geht es. Christinnen und Christen sollen mitten in der Welt ihr Leben führen und ihre Umgebung, die persönliche wie die politische, nach den Maßstäben Gottes zu gestalten versuchen. Das geht oft nur in Ansätzen und kompromisshaft. Aber es macht die Welt menschlicher. Dass Christen sich auf die Welt einlassen, bedeutet noch nicht, dass sie sich ihr hingeben. Deshalb habe ich Schwierigkeiten mit dem Begriff „Entweltlichung“. Auch der Papst begibt sich ja durchaus in die Welt, etwa wenn er als Staatsoberhaupt auftritt und sich nach seinem Verständnis daran beteiligt, für Menschlichkeit in der Gesellschaft einzutreten. 
Aus: Christ & Welt Ausgabe 43/2011 

MEINE MEINUNG
Die Kirche soll sich nicht anpassen und beliebig werden - sie darf sich aber auch nicht ihren Mitgliedern verschließen, was sie aber tatsächlich allzu oft tut! So wird ein ungeheures menschliches Potential vergeudet. 
  
 "Mancher Mensch hat ein großes Feuer in seiner Seele, 
 und niemand kommt, sich daran zu wärmen." 
Vincent van Gogh

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Über mich

BORKEN, Nordrhein-Westfalen, Germany
Lehrer a.D. vielseitig interessiert, erkennt eine deutliche Zunahme negativer Entwicklungen in vielen Bereichen der Gesellschaft