Samstag, 5. Juli 2008

Qumranrollen - Zeugnisse?

Die Entdeckung dieser Schriftrollen vom Toten Meer im Jahre 1947 hatte in Gelehrtenkreisen und in der Öffentlichkeit stürmische Erwartungen ausgelöst, die jedoch bereits 1954 gründlich entkräftet waren. Was in ihnen drinstünde, sei alles gar nicht so weltbewegend, da die Divergenz zwischen ihnen und dem Neuen Testament nicht erheblich sei.
Im ersten Kapitel wird nun anhand authentischer Zeugenberichte deutlich, daß hier in skandlöser Weise die adäquat systematischen Untersuchungen dieser Rollen hintertrieben worden sind.
Eine sogenannte
"internationale Gruppe", bis 1970 angeführt von dem Dominikaner-Pater Roland de Veaux, arbeitet sich seit über vier Jahrzehnten im Schneckentempo durch das zwar komplexe, aber längst nicht so umfangreiche Material, um dann immer nur kleine Portionen an Ergebnissen "herauszurücken", die nicht nur wegen der Menge, sondern auch wegen ihrer manipulierten und z.T. lächerlichen Grundannahmen, gelinde ausgedrückt, dürftig ausfallen. Kein Wunder, denn nachdem die noch halbwegs selbstbestimmten kritischen Geister ausgeschieden worden waren, bestand die "Internationale Gruppe" bald nur noch aus katholisch-kirchenfreundlichen Mitgliedern, die lt. Robert Eisenman, einen "Consensus" entwickelt hatte:
"Statt eindeutiger historischer Einsicht (..) wurden vorgefaßte Meinungen und Rekonstruktionen unbesehen für Tatsachen genommen und die Ergebnisse, als gegenseitige Beweise verwendet, ihrerseits zu neuen Erkenntnissen erhoben, die dazu dienten, eine ganze Generation von Studierenden irrezuführen"
Nach dem Prinzip: Es kann nicht sein, was nicht sein darf! wurde der Zugang anderer, z.T. weitaus sachkundigeren Wissenschaftlern verweigert, da diese sich solch einem "Consensus" niemals untergeordnet hätten. Nach dem Streit um Galileis Weltbild und der Darwinschen Evolutionstheorie, finden also auch im 20.Jahrhundert noch kirchliche "Wissenschaftler" ein Betätigunsfeld, die sich durch engstirnigen Fundamentalismus auszeichnen, d.h. die niemals einen konstruktiven Deutungsspielraum zwischen dem "offenbarten" Wort in der Bibel und seinem u.a. historischen und soziokulturellen Hintergrund akzeptieren.
Nun sind aber bei weitem nicht alle Katholiken Fundamentalisten. Es erhebt sich jedoch die Frage, warum sich dann bisher keiner irgendeiner vorgesetzten kirchlichen Behörde zu Wort gemeldet hatte und diesem "wissenschaftlichem" Possenspiel ein Ende bereitete.
Dies wird im zweiten Kapitel erläutert. Die "Internationale Gruppe" untersteht der "Ecole Biblique", deren Leiter wiederum Pater de Veaux war, und die zugleich der Päpstlichen Bibelkommission angehört. Nach dem Tode de Veaux wurden die Leitungs- und Forschungsposten gleich Erbhöfen immer wieder von diesen Organisationen vergeben bzw. bestimmt. Zur Zeit steht Kardinal joseph Ratzinger an der Spitze der Päpstlichen Bibelkommission, die 1964 folgendes Dekret erließ:
"Der Interpret (z.B. der "historischen Wahrheit der Evangelien" (U.K.))muß jederzeit vom Geist bereitwilligen Gehorsams gegenüber der Lehrautorität der Kirche erfüllt sein."
Wem dies ans finstere Mittelalter gemahnt, hat gar nicht so unrecht,
denn Ratzinger ist auch Leiter der 1965 begründeten "Kongregation für die Glaubenslehre" und deren altehrwürdiger Stammbaum reicht zurück bis ins Jahr 1545, als diese Art Kongregation noch
"Heiliges Offizium" hieß. Davor hieß sie "Heilige Inquisition".

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BORKEN, Nordrhein-Westfalen, Germany
Lehrer a.D. vielseitig interessiert, erkennt eine deutliche Zunahme negativer Entwicklungen in vielen Bereichen der Gesellschaft