Man muss sich die Mühe machen, hinter die Wahrheit zu kommen...
"Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, und in seiner Linken den einzigen immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: Wähle! Ich fiele ihm mit Demut in seine Linke, und sagte:Vater gib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!"
Gotthold Ephraim Lessing
Aufklärer 1729-1781
Lessings kluge Antwort gilt nicht nur für Zweifelnde oder Kritiker, sondern insbesondere für Gläubige jeder der drei Weltreligionen:
Die Ringparabel
In der Ringparabel geht es um einen Sultan, der drei Söhne hat. Der Sultan besitzt einen einzigartigen Ring, der seinen Besitzer bei allen beliebt macht und gleichzeitig auch seinen Nachfolger bestimmt. Er wird immer an den Sohn weitergeben, der dem Vater am liebsten ist. Der Sultan muss sich nun aber entscheiden, wem er den Ring vererbt. Da er aber alle gleich liebt lässt er 2 weitere identische Ringe anfertigen und gibt jedem seiner Söhne einen. Als der Sultan nun stirbt, streiten sich seine Söhne um die Herrschaft des Hauses.
Die Söhne suchen nun einen Richter auf, der den wahren Ring finden soll. Doch auch der Richter kann die Ringe nicht unterscheiden. Daher fragt er die Söhne, wen sie am liebsten haben. Als alle antworten, dass sie sich selbst am liebsten mögen. stellt der Richter fest, dass keiner der Ringe der Richtige ist. Schließlich sagt er, dass sich ihre Kinder in 1000 Jahren wieder treffen sollen, wenn ein weiserer Mann an seinem Stuhl sitzt.
Die Ringparabel ist Nathans Antwort auf die Frage des Sultans nach der wahren Religion. Er wählt diese Art des Antwortens, da er entweder sich verleugnen oder den Sultan bloßstellen würde, da sie unterschiedliche Religionen besitzen.
Die drei Ringe stehen für Religionen – christlichen, jüdischen und mohammedanischen Glauben, also die drei Weltenreligionen.
Der Richter soll in diesem Märchen Gott symbolisieren.
Dass der Richter die Ringe nicht unterscheiden kann, soll zeigen, dass nicht die Religionen das wichtigste im Leben sind, sondern die Liebe.
Gleichzeitig plädiert Lessing für mehr Toleranz
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