Freitag, 8. August 2008

Mehr als verwirrend...?!!

Gott ist im Schläfenlappen

Gott sitzt im Schläfenlappen, das ist zumindest die aktuelle Erkenntnis der Hirnforschung. Während das Zusammenspiel zwischen Gehirn und Geist in der Vergangenheit ein grosses mystifiziertes Rätsel war, kommen die Gehirnforscher diesem Geheimnis mittels moderner bildgebender Verfahren immer mehr auf die Spur. Es gelang Benjamin Libet nachzuweisen, dass vor jeder bewussten Entscheidung eine Neuronenaktivität im Gehirn stattfindet, dass also jede bewusste Entscheidung das Resultat von chemisch-/ elektrischen Vorgängen im Hirn ist. Die Materie steuert den Geist, nicht umgekehrt. Nun kommen weiterführende Untersuchungen im Bereich der religiösen Erfahrung hinzu. Nach diesen Untersuchungen verfügt jeder Mensch über ein mehr oder weniger ausgeprägtes Modul im Bereich des Schläfenlappens, welches seinem Besitzer spirituelle Erlebnisse vermitteln kann, ein Gottmodul. Durch gezielte Manipulation des Schläfenlappens mit elektrischen Feldern kann man religiöse Erlebnisse künstlich hervorrufen. Selbst Atheisten, offenbar Personen mit wenig ausgeprägtem Gottmodul, können so zu echten spirituelle Erlebnissen kommen. Die Zeitschrift «Weltwoche» bezeichnet den Apparat zur künstlichen Erzeugung von Gotteserlebnissen in Anlehnung an Apples Erfolgsprodukt iPodiGod, sozusagen den persönlichen Gott für unterwegs. zynisch als

Wenn also Gläubige einer Religion zusammentreffen, um gemeinsam ihren Götter zu huldigen, sich mit Singsang in Trance versetzen und in Hallelujas ausbrechen, wenn Gläubige sich durch Gebet und andere Meditationsformen von der Wirklichkeit entdrücken lassen, so tun sie neurologisch gesehen nichts anderes, als ihren Schläfenlappen zu stimulieren. Wenn aber das spirituell-religiöse Erlebnis nachweislich eine von aussen manipulierbare körperliche Aktivität ist, welchen Wert haben dann noch Religionen?

Warum entwickelt der Mensch Religion

Seit Anbeginn der Evolution zum modernen Menschen war es immer wieder notwendig und von grosser Wichtigkeit, von unvollständiger Information ausgehend Zusammenhänge zu erkennen und gesamtheitliche Theorien zu interpolieren. Dies ist nicht nur die Voraussetzung moderner Wissenschaft, diese Fähigkeit ermöglichte es dem Menschen seit der Steinzeit sich von der restlichen Tierwelt durch eine gezielte Planung der Zukunft abzuheben. Wenn der Mensch nun eine Hirnregion hat, die ihm transzendente Erlebnisse ermöglicht, er aber andererseits über rationales Denken verfügt, so werden sich diese beiden Einheiten bei der Erstellung von ganzheitlichen Theorien immer gegenseitig konkurrenzieren. Warum aber haben sich übernatürliche Erklärungen weltweit so erfolgreich und so lange Zeit durchgesetzt, wenn es darum ging, unerklärbares zu erklären? Wie ist es evolutionsbiologisch zu erklären, dass sich ein Hirnareal behaupten kann, welches falsche Resultate produziert? Offenbar sind die religiösen Annahmen zwar vollkommen falsch, waren aber in ihrer Mehrheit für das Überleben genau genug. Zum anderen hat Religion in primitiven Gesellschaften durchaus auch positive Auswirkungen: Sie schweisst eine Gruppe von Steinzeitjägern dank gemeinsamer erhabener Erlebnisse mit ihrem Schamanen zusammen. Religionen machen eine Gemeinschaft auch einfacher beherrschbar, da klare Rangordnungen als von einer höheren Macht bestimmt erklärt werden können. Zudem ist es nicht selten so, dass Menschen mit starkem Glauben Leid besser ertragen können. All diese Vorteile habe wohl zur Verbreitung des Gottmoduls in der menschlichen Evolution beigetragen. Andererseits hat der Mensch erst seit wenigen hundert Jahren angefangen, durch erhöhte Rationalität Wissenschaft und Technik voranzutreiben. Dies ist zwar unglaublich erfolgreich, geschah aber in einem zu kurzen Zeitraum, um auf die EvolutionGottmodul zu eliminieren. Schlussfolgerungen

Das Vorhandensein eines Gottmoduls im Gehirn ist eine unbestreitbare Tatsache, die man feststellt, aber die so direkt noch keine Aussage über Religion an sich macht. Doch was sind nun die Schlussfolgerungen dieses Gottmoduls auf die Religionen? Ein Gläubiger wird kaum einfach so zugeben wollen, dass er einem Hirngespinst aufgesessen ist. Daher unterscheiden sich die Folgerungen eines Gläubigen und eines Atheisten.

Ein Christ wird vermutlich argumentieren, dass das Gottmodul von Gott in unser Hirn eingepflanzt worden sei, damit wir ihn, also Gott, als unseren Schöpfer erkennen können. Für den Christen mag das Vorhandensein eines Gottmoduls gar als Gottesbeweis gelten.

Der Fehler in dieser Überlegung ist, dass das religiöse Erlebnis, von der Tradition, Kultur und Lebenserfahrung der Person abhängig ist, die das Erlebnis hat. Niemand erkennt einfach so den jüdisch-christlichen Schöpfergott, dieser ist Resultat von Überlieferung, Erziehung und Tradition. Es ist nicht einmal so, dass man unbedingt einen Gott erleben muss. Ein Mensch mit animistischem Hintergrund wird wohl Geister sehen, und nicht einen Gott. Gäbe es aber einen solchen Schöpfergott, und hätte er uns ein solches Gottmodul verpasst, so hätte er sicherlich dafür gesorgt, dass die Menschen dadurch nicht irgendein religiöses Erlebnis hätten, sondern ihn persönlich unzweideutig erkennen würden. Daher ist das Vorhandensein eines solchen unspezifischen Gottmoduls vielmehr eine Widerlegung für die semitische Schöpfergotthypothese.

Atheistische Schlussfolgerungen

Viel logischer ist die Schlussfolgerung, dass es eben keine übernatürliche Welt gibt, die Menschen hingegen durch das Religionsmodul zu einer ebensolchen Erklärung tendieren. Religionen sind somit nicht einfach nur eine Erfindung der Menschen, sondern direkt das Produkt ihres Schläfenlappens.

Weiterführende Literatur

Bewertung (03_argumente:02_gegen:mystik:gott_ist_im_schläfenlappen)

Keine Kommentare:

Über mich

BORKEN, Nordrhein-Westfalen, Germany
Lehrer a.D. vielseitig interessiert, erkennt eine deutliche Zunahme negativer Entwicklungen in vielen Bereichen der Gesellschaft